Pfarre Wiesmath

Das Wiesmather Reliquienkreuz

Bild zu Das Wiesmather Reliquienkreuz Das Kreuz ist eine Treibarbeit aus Silber mit graviertem Dekor und ist feuer-vergoldet. Der Kruzifixus ist nur teilweise vergoldet. Im Corpus befindet sich eine Stoffreliquie in Form eines Kreuzes mit Reliquienpartikeln von fünf namentlich genannten weiblichen Heiligen (Kunigunde, Agnes, Magdalena, Afra, Ursula). Die in der Schatzkammer des Dom- und Diözesanmuseums in Wien aufbewahrte Staurothek wurde 1981 von dem damaligen Konservator im Pfarrhof von Wiesmath aufgefunden und anläßlich der Sonderausstellung "Unbekannte Kunstwerke aus dem Raum der Erzdiözese Wien, Entdecken - Konservieren - Revitalisieren" nach gründlicher Renovierung in den Räumen des Erzbischöflichen Dom- und Diözesanmuseums im Jahr 1982 gezeigt. Das Reliquienkreuz wurde nach der Ausstellung nicht mehr an die Pfarre zurückgestellt, da ein solch wertvolles Kunstwerk im Pfarrhof oder in der Kirche nicht genügend gesichert aufbewahrt werden kann. Nach langem Hin und Her ließ man schließlich eine Nachbildung aus Kupfer anfertigen, natürlich ebenfalls vergoldet. Diese Kopie wurde - versehen mit den Originalreliquien - der Pfarre Wiesmath im Jahr 1994 übergeben. Das Originalkreuz wird daher ohne die Stoffreliquie aufbewahrt. Es bleibt, als Leihgabe der Pfarre, bis auf weiteres im Dom- und Diözesanmuseum zu besichtigen.
Besonders interessant ist, dass drei der erwähnten Heiligen einen speziellen Bezug zu Deutschland haben: Kunigunde, Afra und Ursula. Kunigunde war mit dem Herzog Heinrich von Bayern verheiratet. Dieser wurde 1002 zum deutschen König gewählt und 1014 zum Kaiser gekrönt. Das heiligmäßige Ehepaar war maßgeblich an der Gründung des Bistums Bamberg und an der Erbauung des Bamberger Doms beteiligt. Die hl. Kunigunde ist Schutzheilige Bambergs, Patronin der Kinder und schwangeren Frauen. Dargestellt wird sie mit Kaiserkrone und Kirchenmodell, mit Pflugschar, oder als Nonne mit Buch. Ihre Heiligsprechung erfolgte im Jahre 1200. Afra erlitt bei einer Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Diokletian den Märtyrertod. Auf einer Insel im Lech, in der Nähe von Augsburg, wurde sie bei lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Afra fing aber laut zu beten und Gott zu preisen an. Ihre Gebeine wurden später unter dem Afra-Altar, den man später im Ulrichsmünster zu Augsburg aufstellte, beigesetzt.
Sie ist die Patronin der Bäuerinnen und zusammen mit dem hl. Ulrich Hauptpatronin der Stadt Augsburg. Dargestellt wird sie an einen Baum gebunden, von Flammen umgeben. Ursula stammt, der Legende nach, aus England. Sie war eine Königstochter und erlitt zusammen mit zahlreichen Jungfrauen, ihren Dienerinnen, vor Köln den Märtyrertod durch die Hunnen. Ihr ist die Ursulakirche in Köln geweiht. Sie wird dort auch als Schutzheilige verehrt. Dargestellt wird sie mit Krone, Pfeil, Palme, einer Kreuzesfahne und einem Mantel, den sie über die Jungfrauen ausbreitet.
Es ist sehr bemerkenswert, dass die Besiedler von Wiesmath, Bayern, Franken und Schwaben, die Schutzheiligen und auch dieses Reliquienkreuz aus ihrer alten Heimat in ihr neues Siedlungsgebiet, die Bucklige Welt, mitgenommen haben. Diese Heiligen, die schon unsere Vorfahren vor Jahrhunderten schätzten, mögen auch uns gute Schutzheilige sein.

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